Schafabtrieb in Südtirol: September-Regen macht … Wanderfreude!
Leider gibt es immer wieder Sonntage, an denen sich das Wetter nicht gerade von seiner schönsten Seite zeigt.
Am letzten Sonntag war genau dies wieder einmal der Fall. Morgens kamen wir alle 4 nur schwer aus dem Bett, irgendwie wollte es einfach nicht heller werden. Der Himmel war verhangen, die Sonne hatte praktisch keine Chance da durchzubrechen. Mit diesen Aussichten war es nicht leicht in die Gänge zu kommen und bis wir gefrühstückt hatten, war es schon fast 10 Uhr. Dann die große Frage: Was machen wir denn heute? Die Ideen waren nicht wirklich berauschend. Da es jedoch nicht regnete, beschlossen wir schlussendlich uns den Partschinser Schafabtrieb anzusehen. An dem Tag sollten an die 1.300 Schafe vom Zieltal bis nach Nasereit und von da nach Hause in den eigenen Stall gebracht werden.
Wir packten unsere Rucksäcke dem Wetter entsprechend: Regenschirme, Regenjacken, Wechselkleidung und warme Sachen gehörten zur heutigen Ausrüstung. Wie froh wir noch darum sein würden, sollten wir nur wenig später erfahren.
Mit der Texelbahn, deren Talstation sich zwischen Partschins und Rabland befindet, fuhren wir bis zur Bergstation Giggelberg. Noch während der Fahrt nach oben begann es zu regnen und auch beim Aussteigen bot sich uns dasselbe Bild: Regen. Schön. Und jetzt? Wir beschlossen, dass nichts uns unsere Wanderung vermiesen konnte, spannten unsere Regenschirme auf und zogen unsere Regenjacken über. Und los ging’s.
Die Wanderung bis nach Nasereit sollte etwa 1 Stunde dauern, das sollte zu schaffen sein. Der Weg verläuft meist durch den Wald, was uns zusätzlich etwas vor dem Regen schützte. Von oben bis unten mit Schlamm bespritzt, aber immer noch frohen Mutes erreichten wir schließlich die Almhütte, die – natürlich – voll besetzt war… Anscheinend hatten sich auch gefühlte 1.000 andere Leute nicht vom Wetter abschrecken lassen und wollten nun den Schafen beim Heimkommen zusehen.
Als die ersten Schafe schließlich eintrafen, nutzten wir die Gunst der Stunde und ergatterten den Platz von Leuten, die schnell nach draußen rannten um diesem „einzigartigen“ Schauspiel beizuwohnen. Hannes und mir war es relativ egal, ob wir das jetzt sehen würden oder nicht – denn mal ehrlich: es sind Schafe! Und die laufen einfach runter vom Berg auf eine abgezäunte Wiese neben der Alm. Interessanter waren da schon die Hirten, die uriger und originaler nicht hätten sein können. Mit Sepplhut, Holzstock und kariertem Hemd mit aufgekrempelten Ärmeln ausgerüstet, konnte ihnen das Wetter nichts anhaben. Schließlich gab es auf der Hütte was Warmes für sie zu essen und mindestens einen Schnaps! 😉
David war jedoch anders als wir Großen Feuer und Flamme für den Abtrieb. Als wir uns draußen auf die Suche nach ihm machten, entdeckten wir ihn um die Schafe hüpfend und einen Holzstock schwingend ein ganzes Stück oberhalb der Alm. Nass, schmutzig und unendlich glücklich, vergaß er sogar, dass er Hunger hatte. Der geborene Schafhirte! Nur Schnaps gab es für ihn keinen, dafür aber eine Cola und Pommes! Die hatte er sich aber auch wirklich verdient, so fleißig wie er geholfen hatte beim Schafabtrieb.
Zwischenzeitlich ließ der Regen wieder etwas nach und wir machten uns auf den Rückweg. David konnte gar nicht mehr aufhören zu erzählen, was er alles erlebt hatte und auch Lina war noch ganz begeistert von unserem Ausflug. Deshalb gab es auch kein Gejammer den ganzen Weg zurück. Die Seilbahn brachte uns schließlich wieder ins Tal, von wo wir mit unserem Auto – von oben bis unten schmutzig, aber fröhlich – wieder nach Hause fuhren!
Foto: By –Böhringer (Own work) [CC BY-SA 2.5 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], via Wikimedia Commons